
Der „mach es allen recht“ ‑Antreiber!
Lena weiß, was jede ihrer Freundinnen mag und ist bekannt dafür, die passendsten Geschenke zu besorgen. Sie hat immer ein offenes Ohr, hört geduldig zu, auch wenn sich Themen wiederholen. Manchmal ärgert sie sich, weil sie nicht „Nein!“ sagen kann und oftmals selbst zu kurz kommt. Vor allem wenn es um ihre Mutter geht, schafft sie es nicht, sich abzugrenzen. Sie hat stets das schlechte Gefühl, nicht genug zu tun, was ihre Mutter wiederum gut zu nutzen weiß. Lena weiß, dass sie etwas ändern muss, in letzter Zeit hatte sie des Öfteren Diskussionen mit ihrem Freund, weil aus seiner Sicht die Beziehung zu kurz kommt.
Ein typisches Beispiel für den „mach es allen recht!“ ‑Antreiber. Die wenigsten, die damit gesegnet sind, können zu sich selbst und ihren Bedürfnissen stehen. Meistens kennen sie ihre Bedürfnisse nicht einmal. Manche haben sogar Angst vor Ablehnung und versuchen es deswegen allen recht zu machen. Das saugt zum einen Kraft ab und zum anderen führt es ins Beziehungschaos!
Die Falle in den Antreibern
Es ist einfacher über dieses Thema zu schreiben, als es tatsächlich umzusetzen. Denn wenn man das Verhalten und die Gedanken einfach so abschütteln könnte, dann würde man es ja tun. Was es konkret so schwer macht sind die hinter den Antreibern liegenden Grundbedürfnisse, die damit verbundenen Werte und Überzeugungen. Über die Antreiber habe ich bereits in dem Text „Einer dieser Tage“ geschrieben. Den Antreiber Fragebogen findet ihr auch unter dem besagten Blogartikel. Er ist kostenfrei. Zurück zum Thema: „mach es allen recht!“ ist ein Antreiber, der in den frühen Kinderjahren geprägt wird. Ein Antreiber bildet sich erst bei der wiederholten Aktivierung einer neuronalen Gruppe im Gehirn aus. Dabei werden häufig genutzte Bahnen stabilisiert. Die vermehrte Erregungsbereitschaft prägt sich wie ein Fußabdruck in die neuronalen Strukturen ein. So entwickeln sich stabile Verhaltensgewohnheiten, die meist unbewusst ablaufen. Veränderungen auf dieser Ebene der Persönlichkeit erhöhen die innere Anspannung und lösen Unwohlsein aus. Das bedeutet konkret, wenn man seinen Antreibern folgt, fühlt es sich richtig an.
Wenn du es jedem recht machen willst, dann hast du einen vergessen: Dich!
Erst Mal zurück zum Antreiber und was ihn ausmacht. Mit einem hohen „mach es allen recht!“ ‑Antreiber fühlt man sich für das Wohl anderer verantwortlich. Man will gemocht werden. Dafür werden die eigenen Bedürfnisse hintenangestellt, deswegen kommt man häufig selbst zu kurz. Oftmals fühlen sich Menschen mit dem Antreiber ausgenutzt und sind enttäuscht, wenn ihr Bemühen nicht mit Dank anerkannt wird. Man neigt auch dazu, sich zwischen den eigenen Erwartungen und denen der anderen aufzureiben. Dann kommt meistens noch eine gewisse Konfliktscheue dazu und Schwierigkeiten „Nein!“ zu sagen. Vielleicht erkennt ihr bereits, dass diese Themen hoch emotional sind. Schließlich machen die Antreiber auch einen Teil der Persönlichkeit aus. Die Menschenorientierung ist ein wundervoller Aspekt, was gibt es Schöneres als die Bedürfnisse anderer zu kennen. Jedoch bedeutet das nicht, dass man sie deswegen an erste Stelle setzen muss. Also geht es darum, nicht von seinen Antreibern beherrscht zu werden. Das macht das Leben und die Beziehungsgestaltung nur unnötig schwer.
Verstehen kommt vor Veränderung
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen was einen Menschen mit diesem Antreiber bewegt. Meist ist das Bedürfnis nach Anerkennung durch andere und Zugehörigkeit groß. Da es sich bei dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, um ein psychologisches Grundbedürfnis handelt ist dieser Aspekt nicht zu unterschätzen. Nähe, Wärme, Fürsorge, Geborgenheit, Stabilität und auch Sicherheit nehmen eine zentrale Rolle in den Bedürfnissen ein. Deswegen sind diejenigen, mit „mach es allen recht!“ ‑Antreibern häufig auch harmoniebedürftig.
Wenn diese Menschen lernen „Nein“ zu sagen, weil sie nicht mehr enttäuscht werden wollen, ist das genau der falsche Weg. Denn das wäre eine Vermeidung innerhalb des Antreibers. Zudem geht es gegen das eigentliche Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit. Demnach geht es darum bewusste Entscheidungen zu treffen, die vor allem auch die eigenen Bedürfnisse beinhalten. Daraufhin folgt direkt die nächste Hürde, das schlechte Gewissen. Man will mit diesem Antreiber niemanden verletzten. An dieser Stelle will ich anmerken, dass du mit so einem Gedanken jeden vor deine eigenen Bedürfnisse stellst. Zudem gibt es auch charmante Wege „Nein!“ zu sagen, die dem Antreiber gerecht werden, dazu kommen wir später.
Selbstfürsorge ist dein Thema
Ich könnte dir jetzt sagen, dass du Erlauber entwickeln solltest oder Affirmationen. Das sind Sätze, wie beispielsweise „Ich darf meine Bedürfnisse ernst nehmen.“ Diese Tipps gibt es seit 1970, so alt ist das Antreiberkonzept. Es gibt auch bestimmt Menschen, bei denen Erlauber wirksam sind. Gerade in den letzten zwei Jahren arbeite ich mit dem Körperbewusstsein. Die Atempause ist viel effektiver. Nimm dir täglich 10 Minuten, mehr nicht! Atme tief durch die Nase ein und durch die Nase oder den Mund wieder aus. Wichtig ist nach der Ausatmung eine bewusste Atempause einzulegen und wenn die Einatmung wiedereinsetzen will, den Atem kommen zu lassen. Das ganze Atemritual soll ungefähr fünf Minuten dauern. Dann nimmst du dir noch ein paar Minuten, um dich bewusst wahrzunehmen. Nimm vor allem wahr wie du dich in deinem Körper fühlst. Diese kleine Atempause sorgt dafür, dass du komplett bei dir bist. In der Zeit denkst du nicht. Du kommst bei dir an und sorgst für dich. Selbstfürsorge lernt man, in dem man für sich sorgt. Warum ich beim Atem ansetze ist einfach, weil wir in stressigen Zeiten leben und die Atempause häufig vergessen. Sie bewusst zu üben bringt viele Vorteile, wenn man diese Übung regelmäßig macht. Was sie dir bringt darfst du gerne in der Kommentarfunktion mit mir teilen, auch wenn sie dir nichts bringt. Für jeden wirkt etwas anderes. Ich persönlich schwöre auf die Atempause. Probiert es einfach aus, es kostet euch zehn Minuten Zeit mehr nicht.
Die Atempause ist die wichtigste Pause am Tag
Anbei eine Anleitung zur Atempause beim Ausatmen:
1. Atme tief aus und stell dir vor, dass dein Bauch ein Vakuumbeutel ist. Du lässt die komplette Luft aus dem Beutel und ziehst deinen Bauchnabel zur Wirbelsäule zurück.
2. Hebe deinen unteren Brustkorb und das Zwerchfell an, dabei bleibt der Brustkorb entspannt und ruhig.
3. Sitze aufrecht und beuge beim Ausatmen weder deine Rippen noch deine Wirbelsäule. Halte das Auf und Ab des Zwerchfells konstant.
4. Ziehe das Kinn zurück und genieße die Stille.
5. Wenn der Reflex zum Einatmen einsetzt, atme ein bisschen mehr aus. Ohne Druck und Krampf zögert dies die Atempause hinaus.

